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Ein interessanter Name: I See Hawks In L.A.. Was assoziiert dieser Bandname? Sehnsucht, Freiheit, Leidenschaft und ein Rest von Natur und Wilderness in der Betonwüste. Ein kurzer Blick auf das Albumcover bestätigt die Antwort auf die Frage. Zu sehen sind die drei Silhouetten von Rob Waller, Paul Laques und Paul Marshall. Die Herren stehen mit ihren Gitarren inmitten wilder Natur, umgeben von Büschen und Pflanzen, im Hintergrund zeichnet sich eine untergehende Sonne ab. Doch bestätigt auch der musikalische Output des neuen Albums, den Eindruck? Oh ja …
“New Kind of Lonely” heißt die neue Scheibe der Amerikaner. Sie präsentieren darauf einen Mix aus Folk, Bluegrass, und Country, dargeboten von akustischen Instrumenten, wie Gitarre, Banjo und Geige. Im Zuge einer philosophischen Diskussion in der kalifornischen Wüste gründeten Rob Waller sowie die Brüder Paul und Anthony Lacques die Band und schrieben anschließend die ersten Wurf an Songs. Durch die Unterstützung des West-Coast-Country-Rockers David Jackson entwickelte sich der Sound, der die ersten Alben prägte.
Das mittlerweile sechste Studioalbum zeigt indes Veränderungen: die Band ist zum Trio geschrumpft. Anthony Laucques und Drummer Shawn Nourse verließen die Adler-Beäuger. Das Ergebnis: ein ruhigerer, ausgewogener Sound. Akustische Gitarren und wohlige Vocals dominieren jetzt das Klangbild. Schon beim Opener “Bohemian Highway” mündet das spartanische Arrangement in einem herrlichen mehrstimmigen Refrain. Dieses Strickmuster gilt für viele der 13 neuen Songs. Die reduzierten Arrangement haben zur Folge, dass die Stimme von Rob Waller mehr als früher im Mittelpunkt steht. Das ist alles andere als ein Nachteil. Denn dem sonoren, warmkehligen Organ Wallers lauscht man nur zu gerne.
Ein gutes Beispiel dafür bildet der Song “The Spirit of Death”. Der Song bietet neben einfühlsamen Melodien und einer tiefgründigen Message auch einiges an Abwechslung in der Dynamik. Nach einem entspannten Beginn steigert sich der Track im gegen Ende in verzückte Ekstase – inklusive einem fantastischen Geigensolo. Dass es sich bei I See Hawks In L.A. um echte Philosophen handelt, wird freilich nicht nur im Bandnamen deutlich. Immer wieder drehen sich ihre Songs um tiefschürfende Themen, immer wieder offenbart Sänger Rob Waller introvertierte Seelen-Schau. Die Lyrics sind entsprechend abgefahren: Wenn Rob Wallace in “I Fell In Love With The Greatful Dead” singt, fühlt man sich fast schon eingeladen in diesen “(…)parking lot caravan(…)” – von dem er erzählt – einzusteigen und der romantischen Lagerfeueratmosphäre beizuwohnen, welche die Hawks so herrlich vermitteln.
Zu den weiteren Glanzlichtern zählen das flotte “Hunger Mountain Breakdown” und das völlig entspannt dahinrollende “River Run” – ein Song, so beruhigend wie ein im Sonnenlicht dahinplätscherndes Flüsschen. Dass die musikalischen Nonkonformisten ihre Songs alle selbst schrieben und die CD auch eigenhändig produzierten, versteht sich bei I See Hawks In L.A. nahezu von selbst.
Fazit: Ein starkes Album. Melodischer Country-Folk vom Feinsten und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung an Leser, die einen Hang für atmosphärische, traditionelle sowie akustische Country Music haben.